Unterstützer_innen
Abschlusserklärung des 25. Antifschistischen/Antirassistischen Ratschlag
Nicht frieren zu müssen und mit anderen auf Augenhöhe verbunden zu sein. Das ist der Grund warum wir uns seit vielen Jahren
und noch
verstärkter in
den
letzten Wochen Nazis und Rassist_innen entgegenstellen, neu ankommende Geflüchtete unterstützen und für gleiche Rechte von und ein gutes Leben für
Migrant_innen und Nicht-Migrant_innen eintreten. Aus diesen Kämpfen gegen soziale Kälte folgt für uns als minimale Konsequenz die ohne Schwierigkeiten
umsetzbare Forderung nach einem Winterabschiebestopp in Thüringen. Wer wie wir eine emanzipatorische Gesellschaft will oder Mitmenschlichkeit im Munde
führt, kann dahinter nicht zurückfallen. Wir selbst werden mehr als das tun - wir erinnern die Landesregierung an ihren Koalitionsvertrag, in dem der
Abschiebestopp Grundlage war. Wir leisten praktische Bleibehilfe. Wahrend derzeit Waren grenzüberschreitend zirkulieren können, kämpfen wir für eine Welt
ohne Abschiebungen und Grenzen für Menschen. Wir laden euch ein euch uns anzuschließen. Für einen warmen Winter für alle – damit manchen von uns
nicht Zwang, Verfolgung oder das Erfrieren drohen. Break the culture of deportation! Abschiebungen verhindern!
---------- STELLUNGNAHME ----------
WARUM EIN EMPOWERMENT?
– Erklärung der Jusos Thüringen –
Im herkömmlichen Verständnis bezeichnen wir mit dem Begriff des Empowerments Strategien und Maßnahmen zur Stärkung von Menschen, die nicht zu einer
der sogenannten Mehrheitsgesellschaft zuzurechnenden Gruppen gehören. Somit soll die Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen erhöht werden, um
eigene Interessen selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten. Der Begriff Empowerment wird aber auch für die Bezeichnung von Selbstkompetenz
und den Umgang mit der eigenen gesellschaftlichen Stellung verwendet. In diesem Zusammenhang ist der Workshop „Critical Whiteness“ als Empowerment
hinsichtlich der Wahrnehmung und kritischen Hinterfragung der eigenen gesellschaftlichen Stellung zu verstehen und nicht als Schulung weißer Menschen
um ihre gesellschaftliche Stellung zu stärken. Dies haben wir im Folgenden noch einmal versucht deutlicher herauszustellen. (siehe neuer Ankündigungstext)
Auch wenn wir uns diesem Missverständnis stellen und ursprünglich dachten, dass wir deutlich auf die eigentliche Intention des Workshops hingewiesen
haben, nehmen wir die Kritik an und ändern die Bezeichnung. Wir bedauern die Unstimmigkeiten, die aus dieser Bezeichnung hervorgegangen sind und
bitten dies zu entschuldigen.
IM 70. JAHR DER BEFREIUNG -
Unser Aufruf
zum 25. Antifaschistischen und antirassistischen
Ratschlag 2015 in Weimar
Am 9. November 1938 zündeten Deutsche landesweit Synagogen und andere jüdische Einrichtungen an, verfolgten und
ermordeten Jüdinnen und Juden. Seit den 90er Jahren organisieren wir als ein Bündnis aus sich als antifaschistisch verstehenden
Zusammenhängen und Einzelpersonen um den Jahrestag
der Reichspogromnacht den antifaschistischen und antirassistischen Ratschlag, um uns aktuellen Formen des Menschenhasses zu stellen.
Der Ratschlag will faschistische Tendenzen in ihren unterschiedlichsten Formen und Ebenen bekämpfen, die Aktiven
zusammenbringen und vernetzen sowie Positionen und Strategien im Bereich des Antifaschismus und Antirassismus diskutieren.
Dieses Jahr wird der 25. Ratschlag am 6./7. November in
Weimar stattfinden.
»Lieber Führer komm heraus, aus dem Elefanten-
haus!« — Diesen Slogan konnte man von der jubelnden Menge
hören, wenn Adolf Hitler in Weimar zu Besuch war. Weimar war
eine frühe Hochburg der Nationalsozialisten, Thüringen war das
erste Land mit nationalsozialistischer Regierungsbeteiligung.
Und im nahen Konzentrationslager Buchenwald wurden die
Vernichtungsphantasien durch die Nazis in die Tat umgesetzt.
Am 1. Mai dieses Jahres geriet Weimar erneut in die
Schlagzeilen, als Nazis die Maikundgebung des DGB attackierten. Auch wenn viele der beteiligten Rechten nicht aus Weimar
kamen, so sind mit dem wegen vorsätzlicher Körperverletzung
eines 13-jährigen Jungens verurteilten Michael Fischer und
seinem Vater seit Jahren zwei in der Szene umstrittene Nazis
in Weimar aktiv. Sie melden rechte Kundgebungen, wie den
jährlich stattfinden Trauermarsch, an oder beteiligen sich an
überregionalen Nazi-Events.
Zudem leben in den Außenbezirken der Stadt sowie im
Weimarer Umland eine größere Menge unorganisierter »Stammtischnazis«, welche eine handfeste Gefahr für Menschen
darstellen, die nicht in ihr enges Weltbild passen. Dass sich die von
rechter Gewalt (potenziell) Betroffenen nicht immer auf die
Polizei verlassen können, zeigen die von drei linken Jugendlichen erhobenen Vorwürfe von Polizeigewalt, die in Weimar
vor Gericht verhandelt werden.
Aktuelle Herausforderungen ... — Seit Jahren hat es in
Thüringen nicht mehr so große Naziaufmärsche gegeben wie
Anfang des Jahres in Suhl. Auf ihrem Höhepunkt brachte die
sich auf PEGIDA berufende Thüringer SÜGIDA ca. 1.000
Menschen in Suhl auf die Straße, um gegen Flüchtlinge zu
demonstrieren. Der zivilgesellschaftliche und antifaschistische
Gegenprotest blieb standhaft, war aber zahlenmäßig dauerhaft
unterlegen.Aus SÜGIDA wurde Mitte März THÜGIDA mit
wechselnden Aufmarschorten. Die rassistische PEGIDA-Bewegung und ihre Ableger werden beim diesjährigen Ratschlag
ebenso Thema sein wie die andauernde Fluchtbewegung
aus den Kriegs- und Elendsregionen und die Situation von
Geflüchteten in Thüringen.
Der Ratschlag stellt sich gegen menschenfeindliches Denken und Handeln sowie gegen die Verhältnisse,
die dieses ermöglichen. Letztere werden von der Extremismusdoktrin, die alle
Übel an den politischen Rändern, aber bloß nicht im Wesenskern der Gesellschaftsordnung ausmachen will, verharmlost.
Die Gefahr für Menschen durch antisemitische und rassistische
Mordbrennerei und ihre Vorstufen besteht nicht in extremistischen Ansichten, sondern in einem Denken, das Menschen
anhand ihrer Nützlichkeit für die Produktionsordnung bewertet. Es ist die Einrichtung der bestehenden Gesellschaft, die
den Menschen solches Denken und Verhalten nahelegt.
... und menschenfeindliche Verhältnisse — Das Mittelmeer ist längst zu einem Massengrab geworden. Die kapitalistischen Metropolen
schotten sich gegen die zu ihnen fliehenden
Armen ab, obgleich sie deren Armut mitzuverantworten haben.
Jene für die kapitalistische Produktionsordnung Überflüssigen
fliehen vor Hunger, Krieg, Umweltkatastrophen oder Armut.
Unabhängig von ihren Fluchtgründen werden sie von den die
eigene Überflüssigkeit fürchtenden deutschen Einheimischen
als »Wirtschaftsflüchtlinge« angefeindet.
SÜGIDA, THÜGIDA und Co. fürchten nicht um die abendländische Kultur, sie fürchten die Konkurrenz und die Armut,
die ihnen die Flüchtlinge vor Augen führen und die die eigene
Zukunftsperspektive von Kleinfamilie, Eigenheim und sicherer
Rente für lebenslange Arbeit bedroht. Dabei bekämpfen sie statt
der Armut die Armen und haben eine Gesellschaft im Sinn, in
der für wirkliche Solidarität erst recht kein Platz mehr sein soll.
Gegen solch extreme Verhältnisse, ihre Befürworter und
die, die noch schlimmeres im Sinn haben, wendet sich der antifaschistische und antirassistische Ratschlag. Uns, die Aktiven
des Ratschlags in Thüringen, verbindet das Interesse an einer
offenen und solidarischen Gesellschaft, in der alle Menschen
ohne Angst verschieden sein dürfen. Dass eine solche Gesellschaft nicht erreicht ist, darüber sind wir uns einig, wie wir uns
einer solchen Gesellschaft nähern wollen und können, darüber
wollen wir streiten.
Spannungsfelder und Schnittstellen antifaschistischer/antirassistischer Praxis — Der Ratschlag will die
ganze Breite des Antifaschismus in Thüringen von breiten,
pluralen Bürgerbündnissen, Gewerkschaften, Parteien, undogmatischen Linken bis zu linksradikalen Antifa-Gruppen
repräsentieren und vernetzen. Dabei streiten wir nicht nur um die
Frage der Mittel der politischen Auseinandersetzung, sondern
auch um Deutungsansätze, die die Bedrohung durch Nazis in
ihren gesellschaftlichen Kontext setzt. Ein breiter Widerstand
gegen Naziaufmärsche und -strukturen, Aufklärung, etwa in
Form des Abbaus von Vorurteilen, und Menschenrechtsbildung,
aber auch das Verständnis von Antisemitismus und Rassismus
als notwendige gesellschaftliche Verhältnisse in einer Gesellschaftsordnung, die die Menschenrechte ebenso hervorbringt
wie die Möglichkeit ihrer Abschaffung, finden sich auf dem
Ratschlag als Positionen. Gemäß jenem Ansatz umfassender
Gesellschaftskritik, wie ihn etwa linksradikale Gruppen betreiben, erfordert die nachhaltige Bekämpfung von Antisemitismus
und Rassismus die Abschaffung der kapitalistischen Vergesellschaftungsweise. Unabhängig von den Deutungsansätzen, organisatorischen
und theoretischen Hintergründen der verschiedenen Akteurinnen und Akteure des Antifaschismus in Thüringen
verbinden uns praktische Bemühungen, etwa zur Eindämmung
faschistischer Bewegungen oder zur Schaffung einer humanitären Flüchtlingspolitik und sei es durch geringste Verbesserungen in der
Unterbringung, Versorgung oder der Möglichkeit
überhaupt nach Thüringen zu gelangen.
Der antifaschistische und antirassistische Ratschlag will
sich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede seiner Akteurinnen und Akteure bewusst machen, diese offen diskutieren und
richtet sich darin nicht nur an organisierte Antifaschistinnen
und Antifaschisten in Thüringen, sondern an alle interessierten
Menschen.
Wer am 6./7. November gemeinsam mit uns diskutieren,
sich und andere aufklären und sich mit anderen Aktiven vernetzen möchte, den laden wir herzlich ein, zum 25. antifaschistischen
und antirassistischen Ratschlag 2015 nach Weimar zu kommen!
Unterstützer_innen:
Aktionsbündnis Gera gegen Rechts Antifaschistische Aktion
Gotha [aagth] Antifaschistische Gruppen Südthüringen
(AGST) Antifaschistische Koordination Erfurt [ake] Antifa
Suhl/Zella-Mehlis Ausländerbeirat der Stadt Weimar
Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Weimar Bündnis
90/Die Grünen Thüringen Bildungskollektiv Biko e.V.
Erfurt Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Weimar
Büro für Gleichstellung Weimar DGB Bezirk Hessen-
Thüringen DGB Bildungswerk Thüringen e.V. DGB Jugend
Erfurt DGB Jugend Thüringen DGB Kreisverband Weimar
DIE LINKE. Weimar DIE LINKE. Fraktion im Thüringer
Landtag DIE LINKE. Thüringen Eisenbahn- und Verkehrs-
gewerkschaft (EVG) Thüringen ezra – Mobile Beratung
für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt
Thüringen Europäische Jugendbildungs- und -begegnungs-
stätte Weimar FAU – Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-
Union Thüringen Flüchtlingsrat Thüringen e.V. Gewerk-
schaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) Thüringen
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
Thüringen Grüne Jugend Thüringen Heimatbund
Thüringen e.V. IG Bauen-Agrar-Umwelt Bezirksverband
Erfurt IG Metall Thüringen Infoladen Gotha Infoladen
Sabotnik Erfurt Initiative für Flüchtlinge (IfF) Weimar
JG-Stadtmitte Jena Ju.w.e.l. e.V Gotha Jüdische
Landesgemeinde Thüringen Jugend-, Aktions- und Projekt-
werkstatt Jena Jusos Thüringen Jusos Weimar und
Weimarer Land Kommune Waltershausen KoWa
L'amitié e.V. – Multikulturelles Zentrum – Stadt- und Landkreis
Gotha Landesjugendwerk der AWO Thüringen
Linksjugend [solid’] Thüringen Meininger Bündnis für
Demokratie und Toleranz MOBIT e.V. Naturfreundejugend
Thüringen Naturfreunde Thüringen Netz e.V. Aufenthalt
Offene Arbeit des evangelischen Kirchenkreises Erfurt
Otto Brenner Stiftung Pekari – offene Linke Basisgruppe
Jena Redroxx Erfurt Rosa-Luxemburg-Stifung Thüringen
Rote Hilfe Erfurt Sozialistische Jugend Deutschlands –
Die Falken Thüringen SPD Thüringen stellwerk e.V. –
Junges Theater Weimar StuRa der Fachhochschule Erfurt
StuRa der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar StuKo
Bauhaus-Universität Weimar TVVdN/BdA ver.di Bezirk
Thüringen ver.di Bezirksfrauenrat Thüringen Vernetzung
der Bündnisse, Initiativen und Netzwerke gegen Rechts
Thüringen VVN/BdA Basisgruppe Gotha Wahlkreisbüro
Astrid-Rothe Beinlich (MdL) Wahlkreisbüro Carsten
Schneider (MdB) Wahlkreisbüro Diana Lehmann (MdL)
Wahlkreisbüro Gabriele Zimmer (MdE) Wahlkreisbüro
Martina Renner (MdB) Wahlkreisbüro Sabine Berninger
(MdL) Wahlkreisbüro Steffen Dittes (MdL)
|